In einer Beziehung mit einer rauchenden Person
Eine rauchende Person in der Beziehung oder Familie, während man selbst nicht raucht: Welche Herausforderungen gibt es im Alltag?
Die hauptsächliche Herausforderung lag darin, dass die Person einem Bedürfnis nachgeht, welches man selbst nie auf dem Schirm hat. Das bedeutet, dass in Momenten, in denen man nicht damit gerechnet hätte, noch mal an der Tankstelle angehalten wird, um eine neue Packung Zigaretten zu kaufen, oder dass nach dem Essen im Restaurant auf einmal rausgegangen wird um zu rauchen. Jedes Mal wird man dann von neuem vor die Tatsache gestellt, dass der Partner raucht, und es macht einen jedes Mal von neuem ein wenig sauer. Man denkt ja nicht den ganzen Tag daran, dass der Partner raucht. Des Weiteren kann auch der Geruch zu einer Herausforderung werden.
Jeannie
Im Alltag treffe ich mich häufig mit rauchenden Personen bzw. unterhalte mich mit ihnen. Ich finde es eigentlich schade und traurig, dass diese Personen rauchen, besonders wenn es um bei meine Familie und Freundschaften geht. Es stört mich nicht nur wegen der negativen Wirkung, sondern auch wegen des Zigarettenrauchs. Das mag ich nicht.
Cynthia
Hat die Person versucht aufzuhören, seid Ihr euch kennt? Wie bist du damit umgegangen?
Ja, das habe ich auch gemacht. Ich habe meinem Vater und meinen Freunden bei einem Rauchstopp geholfen. Ich sagte ihnen immer, dass Rauchen nicht gut ist oder habe ihnen ihre Zigaretten weggenommen. Leider hat es noch nicht geklappt und sie rauchen immer noch weiter. Die schlimmste Sache, die ich gemacht hatte, war, Personen zu bitten, sich nicht neben mich zu setzen oder sie wegzuschicken.
Cynthia
Tatsächlich hat mein Partner im ersten Jahr unserer Beziehung auf mein Drängen hin versucht aufzuhören. Das hat auch geklappt. Ich glaube, ich habe ihm auch so oft damit in den Ohren gelegen, dass es das für ihn selbst nicht mehr wert war. Das einzige nervige damals waren andere Leute, zum Beispiel seine Freunde, die dareingeredet haben und Sachen gesagt haben wie „Mensch, lass ihn doch!“. Leider hatte er nach 2-3 Jahren kurzzeitig wieder angefangen, aber hat mich dann zu meiner Freude aktiv um Hilfe gebeten beim Versuch, wieder von neuem aufzuhören.
Jeannie
Habt ihr bestimmte Regeln aufgestellt um manchen Situationen aus dem Weg zu gehen (z.B. Rauchen nur draußen und nicht im Innenraum, nach jeder Zigarette Kaugummi kauen)?
Die einzige Regel die es gab war „Rauch nicht.“ Ohne Kompromisse. Ich habe damals tatsächlich sogar eher eine Art „Bestrafung“ dafür eingeführt, wenn er es gemacht hat. Hat er geraucht, habe ich ihm für den Rest des Tages keinen Kuss mehr gegeben. Das hat ganz gut gewirkt.
Jeannie
Leider bin ich nicht so anstrengend. Bestimmte Regeln sind aber, nicht rauchend neben mir zu sitzen und nur draußen zu rauchen und nicht im Innenraum.
Cynthia
Welche Faktoren (z.B. Gestank, weniger Geld für Aktivitäten zusammen, Sorgen um die Gesundheit) stören dich besonders/haben dich besonders gestört oder sogar belastet?
Der Zigarettenrauch, Gestank oder auch Unpünktlichkeit durch das Rauchen stören mich.
Cynthia
Am meisten war es die Sorge um die Gesundheit. Klar, aktuell merkt er vom Rauchen nichts, aber in 10-20 Jahren wird nicht nur die Lunge, sondern mitunter auch seine Haut verraten, dass er geraucht hat. Die Sorge um diese Folgen habe ich stets wiederholt. Auch die Gefährdung durch Impotenz spielte für mich eine Rolle, genauso wie das Unverständnis drüber, warum ein Mensch überhaupt raucht.
Jeannie
Info
Wie kann ich andere beim Rauchstopp unterstützen?
Wenn der Partner oder die Parterin oder auch Angehörige rauchen, kann sich das auch auf die Beziehung auswirken. Man macht sich Sorgen um die andere Person, es kommt zu Streitigkeiten und eventuell möchte man dann die Person dazu bringen aufzuhören. Diskussionen können auch durch andere Alltagsprobleme entstehen, die das Rauchen mit sich bringt, wie zum Beispiel der Geruch. Was kann man also tun, wenn man jemanden dabei unterstützen möchte, aufzuhören?
Zuerst einmal: Die Person sollte sich selbst zu einem Rauchstopp entscheiden. Und: Vertrauen und Rückhalt sind essentiell. Es geht darum, zu kommunizieren und auch nachzufragen, wie man Unterstützung bieten kann. Zwänge oder Bestrafungen können nicht nur die Beziehung belasten, sie werden wahrscheinlich auch nicht langfristig erfolgreich sein, da die betroffene Person nicht aus eigener Motivation heraus handelt. Für langfristigen Erfolg ist diese intrinsische (eigene) Motivation auch deshalb so wichtig, weil sie viel stärker zum Erfolg führt, da die Person ihre eigenen Argumente und Motivationen kennt. Das ist die Basis für einen Rauchstopp. Sogenanntes „Nudging“, also kleine Anstupser von außen, können aber dennoch hilfreich sein. Darum ist Kommunikation so wichtig.
- Ermutigung: Du kannst die Person immer wieder ermutigen, durchzuhalten und so Unterstützung bieten.
- Ablenkung: Auch da kannst du behilflich sein, indem du Unternehmungen oder Ausflüge planst. Ihr könnt zum Beispiel zusammen kochen, eine Fahrradtour unternehmen oder auch einfach Sport machen.
- Stresssituationen: Ein Rauchstopp ist von Gereiztheit begleitet. Sei darum darauf eingestellt und reagiere in stressigen Situationen oder gehe der Person dann auch mal aus dem Weg.
- Zuversicht: Wenn du der Person gegenüber zuversichtlich bist, dass das Aufhören klappt, kann das für dein Gegenüber eine große Unterstützung bedeuten und erhöht somit die Erfolgschancen.
- Erfolge feiern: Dazu gehört auch, das Aufhören zu feiern und Freude darüber auszudrücken, dass die andere Person aufhören will.
Natürlich kannst du nicht selbst die Entscheidung für die Person treffen, einen Rauchstopp durchzuziehen. Du siehst aber, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, eine bestmögliche Unterstützung darzustellen und so die Erfolgschancen für zu erhöhen. Weitere Informationen zum Thema Rauchstopp findest du auf hier: Methoden zum Aufhören.
Jungautor:
Cynthia Utami
Redaktion:
Martin Reemts, Rebekka Klusch
Quelle:
- Broschüre "Ja, ich werde rauchfrei", BZgA https://www.sucht.bs.ch/substanzen/tabak/tipps/angehoerige.html
