Warum macht Rauchen abhängig?

Das Wichtigste in Kürze

  • Rauchen macht körperlich und psychisch abhängig.

  • Zu den Kriterien einer Tabakabhängigkeit gehören zum Beispiel ein starkes Verlangen zu rauchen sowie Entzugserscheinungen.

  • Nikotin sorgt für Kicks im Belohnungssystem des Gehirns. Mit der Zeit kann dadurch eine Abhängigkeit entstehen. Das geht schneller als viele denken.

Es ist auf Zigarettenschachteln zu lesen und die meisten von euch haben es bestimmt auch schon mal gehört: Rauchen macht abhängig. Eine Ahnung davon, was es bedeutet, abhängig vom Rauchen zu sein, bekommt man zum Beispiel dann, wenn man beobachtet, wie sich jemand direkt nach dem Kinobesuch eine Zigarette ansteckt (weil er oder sie zwei Stunden „rauchfreie Zwangspause“ hatte) oder nervös wird, wenn es für längere Zeit keine Gelegenheit zum Rauchen gibt (zum Beispiel auf einer mehrstündigen Zugfahrt). Andere mögliche Anzeichen einer Abhängigkeit von der Zigarette sind:

  • Entzugserscheinungen nach einem Rauchstopp, zum Beispiel Schwitzen oder Nervosität

  • wenn Rauchende „vor-“ oder „nachrauchen“, falls einmal eine längere Zeit keine Möglichkeit zum Rauchen besteht

  • wenn gesundheitliche Nachteile in Kauf genommen werden, um weiter zu rauchen (es wird beispielsweise auch dann nicht von der Zigarette gelassen, wenn bereits erste Atemschwierigkeiten spürbar sind).

Fachleute wissen: Je mehr und je länger jemand raucht, desto mehr nimmt auch sein oder ihr Abhängigkeitsrisiko zu.

Aber wie kommt es eigentlich, dass Zigaretten abhängig machen?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir erst noch klären, was Abhängigkeit genau bedeutet. Oder sollten wir Abhängigkeiten sagen? Immerhin gibt es zwei Formen der Abhängigkeit.

Abhängigkeit: körperlich und psychisch

Es wird zwischen einer körperlichen und einer psychischen Abhängigkeit unterschieden. Entzugserscheinungen wie Schwitzen und Nervosität in den Tagen nach dem Rauchstopp sind beispielsweise Anzeichen einer körperlichen Abhängigkeit vom Rauchen.

Eine psychische Abhängigkeit vom Rauchen zeigt sich vor allem dadurch, dass in bestimmten Situationen nicht oder nur schwer auf die Zigarette verzichtet werden kann. Ganz offiziell sprechen Fachleute von Tabakabhängigkeit, wenn in einem Zeitraum von 12 Monaten mindestens drei der folgenden Kriterien aufgetreten sind:

  • Starker Wunsch oder Zwang, Tabak zu konsumieren.

  • Eingeschränkte Kontrolle über Beginn, Beendigung und Menge des Konsums.

  • Entzugserscheinungen bei Reduktion oder Beendigung des Konsums, sowie Konsum, um die Entzugserscheinungen zu mildern.

  • Toleranzentwicklung: Um eine gleichbleibende Wirkung zu erzielen, sind zunehmend höhere Dosen erforderlich.

  • Zunehmende Vernachlässigung anderer Aktivitäten und Interessen zugunsten des Konsums.

  • Anhaltender Konsum trotz des Nachweises von Folgeschäden.

So steht es im Klassifikationssystem „ICD-10“ (International Classification of Diseases, englisch für „Internationale Klassifikation von Krankheiten“), ein System, über das Krankheiten einheitlich definiert werden.

Deshalb macht Rauchen abhängig

Die Hauptrolle bei der Entstehung einer Abhängigkeit vom Rauchen spielt das Nikotin. Es ist bereits im Tabak enthalten, wird beim Verbrennen freigesetzt und gelangt dann durch das Einatmen auf schnellstem Wege ins Gehirn. Nach ungefähr zehn Sekunden ist es dort angekommen und kann seine Wirkung entfalten.

In der Regel wirkt Nikotin anregend, es aktiviert außerdem das sogenannte „Belohnungssystem“ im Gehirn. Diese Aktivierung hat wiederum ein vermehrtes Wohlbefinden zur Folge. So kommt es zumindest bei dem rauchenden Menschen an. Fachleute gehen jedoch davon aus, dass diese Effekte kein eigentlicher „Gewinn“ sind. Denn in Wirklichkeit wird durch das Rauchen nur ein Mangelzustand ausgeglichen. Einige Zeit nach der letzten Zigarette sinkt im Blut eines Rauchers bzw. einer Raucherin nämlich der Nikotinspiegel. Das kann zu leichter Nervosität und innerer Unruhe führen. Wenn dann wieder geraucht wird, steigt der Nikotingehalt im Blut erneut an, Unruhe und Nervosität verschwinden wieder und das Wohlbefinden nimmt ebenfalls zu.

Das Gehirn registriert die gefühlte positive Wirkung und will sie wiederholen. Jeder Zug ist ein kleiner Kick und wenn jemand zehn Mal an einer Zigarette zieht, sind das schon zehn Kicks. Raucht diese Person mehrere Zigaretten, steigt die Anzahl der Kicks natürlich noch. So kann eine Abhängigkeit beginnen – wenn man nicht rechtzeitig aufhört oder am besten gar nicht erst anfängt.

Rauchen nach Routine

Für Menschen, die rauchen, sind diese Kicks eng mit bestimmten Situationen und Orten verknüpft: zum Beispiel, wenn jemand vor allem in stressigen Momenten raucht oder zu Hause ausschließlich auf dem Balkon. Mit jeder Zigarette wird die Verbindung zwischen der Situation/ dem Ort und dem Rauchen enger – mit der Folge, dass irgendwann das „Rauch-Verlangen“ in dieser Situation/ an diesem Ort quasi „automatisch“ entsteht. Psychologen und Psychologinnen sprechen dabei auch von „Klassischer Konditionierung“.

Jugendliche sollten besonders aufpassen

Studien ergaben, dass Jugendliche sogar noch schneller vom Rauchen abhängig werden können als Erwachsene. In einer Untersuchung zeigten sie beispielsweise schon nach wenigen Monaten ein (zum Teil starkes) Verlangen nach der Zigarette. Ein paar Monate später traten Entzugserscheinungen auf, zum Beispiel wenn sie mal eine Pause machten oder aufhören wollten zu rauchen. Erwachsene gehen durch die gleichen Phasen, bei ihnen dauern sie jedoch etwas länger. Es kann also jeder und jede vom Rauchen abhängig werden. Und: Jugendliche sollten besonders aufpassen.

Quellen- und Literaturverzeichnis

  • Batra A. (2011): Pharmakokinetik des Nikotins. In: Singer MV, Batra A & Mann K, Alkohol und Tabak: Grundlagen und Folgeerkrankungen. Kapitel 2.5, Seiten 101–110. Stuttgart: Georg Thieme Verlag.

  • Di Franza, JR, Rigotti, NA, Mc Neill, AD et al. Initial symptoms of nicotine dependence in adolescents. Tobacco Control. 2000; 9: 313-319.

  • Sussman, S., Dent, C. W., Severson, H., Burton, D., & Flay, B. R. (1998). Self-initiated quitting among adolescent smokers. Preventive Medicine: An International Journal Devoted to Practice and Theory, 27(5, Pt 3), A19-A28. http://dx.doi.org/10.1006/pmed.1998.0379[PS1]

  • World Health Organization (2008) ICD-10, Internationale Klassifikation der Krankheiten, 10. Revision. Psychische und Verhaltensstörungen (F00-F99), Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen (F10–F19). Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information

 

Beiträge für dich

Rauchen, Dampfen oder keins von beidem? So werden wir von anderen beeinflusst

Bei Kindern lässt sich am einfachsten beobachten, was mit „Vorbildfunktion“ gemeint ist. Man macht den Kleinen etwas vor – und irgendwann ahmen sie es…

...mehr

„Was du nicht willst, was man dir tu‘…“

Na, kennst du den Spruch? „Was du nicht willst, was man dir tu‘ das füg‘ auch keinem anderen zu.“ Auch wenn Rauchen eine persönliche Entscheidung ist,…

...mehr

Ciao Zigarette: Das hilft beim Rauchstopp

Wir haben vor Kurzem darüber berichtet: Nichtrauchen liegt bei Jugendlichen im Trend. Und dennoch sind es immerhin sieben von 100 Jugendlichen im…

...mehr

Ein strahlendes Lächeln - nicht mit Zigaretten!

Dass Rauchen deine Zähne dauerhaft verfärbt und deinen Mundgeruch beeinflusst, weißt du sicherlich schon. Wusstest du auch, dass die Gefahr für…

...mehr

Reine und gesunde Haut durch Nichtrauchen

Dass Rauchen deine Haut schneller altern lässt und später zu Hautkrebs führen kann, weißt du sicher schon. Den Rauch-Stopp deswegen aber zu lange auf…

...mehr