Ein Produkt mit Geschichte: So kam der Tabak nach Europa
Und auch unter den Erwachsenen gibt es einen langfristigen Trend zum Nichtrauchen. Aber immerhin: 6 von 100 Jugendlichen greifen zur Zigarette, bei den Erwachsenen sind es sogar knapp 25 von 100. Vor einigen Jahren war der Anteil der Raucherinnen und Raucher an der Bevölkerung sogar noch deutlich höher.
Das hat Folgen: Jedes Jahr sterben hierzulande 127.000 Menschen an den Folgen ihres Tabakkonsums.Unvorstellbar, dass es einmal eine Welt ganz ohne Zigarette und andere Tabakprodukte gab. Und tatsächlich müssen wir recht weit in der Geschichte zurückblicken, um das (noch) tabakfreie Europa zu entdecken: um die 500 Jahre!
16. Jahrhundert: Die Tabakpflanze geht auf Reise
Seefahrer brachten im 16. Jahrhundert die Tabakpflanze aus Amerika mit. Portugal und Spanien waren damals die großen Seefahrer-Nationen in Europa. Zunächst verbreitete sich das Rauchen dort, bis es auch von Menschen aus anderen Ländern entdeckt und übernommen wurde. Bis zur Zigarette, wie wir sie heute kennen, war es dann aber noch ein langer Weg. Zunächst wurde der Tabak nämlich vor allem in Pfeifen geraucht, zu Beginn des 19. Jahrhunderts dann meist als Zigarre. 50 Jahre später hielt dann die Zigarette Einzug in den Ländern Europas.
Hohe Umsätze mit einem gesundheitsschädlichen Produkt
Rauchen galt lange Zeit als reine Männersache. Erst in den 1950er-Jahren änderte sich das langsam und vor allem in den 1970-er Jahren holten die Frauen auf. Die Zigarette wurde in dieser Zeit zu einem Industrieprodukt, das von der Tabakindustrie massiv beworben und von immer mehr Menschen konsumiert wurde. Ein Teil von ihnen ist an den Folgen des Rauchens (frühzeitig) verstorben. Vor allem in den USA ist es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder zu Klagen von Menschen gekommen, die durch das Rauchen erkrankt waren und vor Gericht (oftmals erfolgreich) Schadensersatzsummen in Milliardenhöhe erstritten haben.
Die Zigarette: gekommen um zu bleiben?
Apropos Gesundheit: Eine ganze Zeit lang galt Tabak sogar als Heilpflanze. Gegen alle möglichen Krankheiten und Beschwerden sollte die Pflanze helfen. Heute wissen wir, dass sich diese Hoffnungen von Tabak als Heilmittel – zum Beispiel gegen die Pest oder Syphilis – nicht erfüllt haben. Im Gegenteil: Kaum jemand bestreitet noch, dass der Konsum von Zigaretten und anderen Tabakprodukten viele Krankheiten verursacht und das Leben verkürzen kann.
Rauchfreie Generation bis zum Jahr 2040
Vieles deutet darauf hin, dass die Zigarette in diesem Jahrhundert eine deutlich kleinere Rolle spielen wird als im Jahrhundert davor. So hat sich die Europäische Union bis zum Jahr 2040 zum Ziel gesetzt, eine „rauchfreie Generation“ zu schaffen. Das bedeutet zwar nicht, dass es dann überhaupt niemanden mehr geben wird, der noch zur Zigarette greift. Aber es sollen dann weniger als fünf Prozent der Menschen Tabak konsumieren!
Ein tabak- oder gar nikotinfreies Europa wäre ein großer Gewinn für die Gesundheit sehr vieler Menschen. Es macht Mut, dass inzwischen viele Menschen über die Risiken des Rauchens Bescheid wissen und vor allem die Jüngeren der Zigarette eine klare Absage erteilen.
Fachautor:
Peter Spahlinger
Redaktion:
Lydia Brunn, Martin Reemts
Quellen:
- Deutsches Krebsforschungszentrum (2020). Tabakatlas Deutschland 2020, online abrufbar unter Informationen zur Tabakkontrolle (dkfz.de): dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Tabakatlas-Deutschland-2020.pdf
- Handelsblatt (2000). Chronik: Klagen von Rauchern in USA meist erfolgreich. Abgerufen am 04.01.2022 unter Chronik: Klagen von Rauchern in USA meist erfolgreich (handelsblatt.com)
- Schmitz A. (2020). Tabak – ein Kraut für alle Fälle?. Abgerufen am 04.01.2022 unter Tabak – ein Kraut für alle Fälle?