Hilfe, meine Eltern rauchen

„Iss dein Gemüse“, „Beweg dich mehr“ und natürlich: „Finger weg von Zigaretten“: Klassische Elternsätze, die die meisten von euch sicherlich schon mal gehört haben. Was aber, wenn es andersherum ist – wenn zum Beispiel die Eltern rauchen und die Kinder sich deswegen Sorgen machen? Dann kann es ganz schön knifflig werden.

Verkehrte Rollen: Kinder machen sich Sorgen um die Eltern

Die Kombination „Rauchende Eltern“ (bzw. rauchendes Elternteil) und „Kind, das strikt gegen das Rauchen ist“, kommt inzwischen ziemlich häufig vor. Das zeigt schon die Statistik: Immer weniger Jugendliche rauchen. 94 Prozent der jungen Menschen rauchen nicht. Gleichzeitig raucht immer noch fast ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland. Und weil nun einmal viele Jugendliche darüber Bescheid wissen, wie schädlich das Rauchen ist, ist es nur logisch, dass sich so einige von ihnen Gedanken und teilweise auch Sorgen machen, wenn jemand in ihrer Familie raucht.

Für diese Jugendlichen ist das keine einfache Situation. Sie lieben ihre Eltern und bekommen mit, wie diese sich mit ihrem Zigarettenkonsum schaden. Gleichzeitig können Kinder ihren Eltern das Rauchen nicht verbieten. Können sie denn überhaupt etwas dagegen ausrichten? Natürlich können Kinder und Jugendliche dazu beitragen, dass Eltern sich Gedanken über das Rauchen machen und sich dann hoffentlich irgendwann entschließen, damit aufzuhören. Am Ende muss die Entscheidung zum Rauchen oder Nichtrauchen aber jede Person für sich selbst treffen.

Nichtrauchende, ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, haben nicht die Aufgabe andere vom Rauchstopp zu überzeugen und im schlimmsten Falle auch noch einen Streit zu riskieren.

Wichtig ist es, dass ihr euch dazu entscheidet, das Rauchen zu lassen und dass ihr Situationen aus dem Weg geht, wo ihr dem giftigen Rauch ausgesetzt seid.

Kinder können einen Anstoß zum Nachdenken geben

Auf der Seite www.rauchfrei-info.de werden die – in der Regel erwachsenen – Besucherinnen und Besucher nach ihren persönlichen Gründen gefragt, mit dem Rauchen aufzuhören. Fast 12.000 Stimmen fallen auf den Grund „Kindern ein Vorbild sein“.

Tatsächlich denken nicht gerade wenige Menschen verstärkt über einen Rauchstopp nach, nachdem sie mit ihren Kindern darüber gesprochen haben. „Als meine Tochter zu mir sagte: Mama, du stinkst, wusste ich, dass ich etwas verändern muss“, berichtete zum Beispiel eine Userin in der Chatfunktion der Webseite rauchfrei-info.de.  Über einen Rauchstopp nachdenken, heißt zwar noch lange nicht, dass die Eltern sich auch dafür entscheiden werden, die Zigarette ein für alle Mal auszudrücken. Aber es ist immerhin ein Anfang.

5 Tipps für das Gespräch mit rauchenden Eltern:

Tipp 1: Bevor ihr einen Streit mit euren Eltern riskiert, solltet ihr euch beraten lassen

Das Thema Rauchstopp ist insbesondere für Rauchende auch ein Reizthema. Viele von ihnen wissen, dass das Rauchen gefährlich ist und wissen auch, dass sie damit andere Menschen im Umfeld gefährden. Ihre Sucht ist aber stärker! Gerade deswegen reagieren sie auch manchmal gereizt, wenn sie auf dieses Thema angesprochen werden.

Wie und ob man ein solches Gespräch sucht, sollte man sich also im Vorhinein gut überlegen. Hilfe und Beratung hierfür findet ihr zum Beispiel bei Vertrauenspersonen an eurer Schule oder auch bei der Telefonberatung der BZgA. Die BZgA-Telefonberatung zur Rauchentwöhnung steht euch montags bis donnerstags von 10 bis 22 Uhr und freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr unter 0 800 8 31 31 31 (kostenfreie Servicenummer) zur Verfügung. Ruft einfach an und lasst euch beraten.

Tipp 2: Auf professionelle Hilfsangebote hinweisen

Manche Eltern haben in der Vergangenheit schon einmal (oder sogar mehrfach) versucht, mit dem Rauchen aufzuhören und dann doch wieder angefangen. Falls das zur Sprache kommt, könnt ihr euren Eltern den Tipp geben, beim nächsten Mal kostenfreie Unterstützungsangebote zu nutzen, die schon vielen anderen geholfen haben.

Aber auch hier gilt: Letztendlich muss die Person selbst entscheiden, ob sie ein solches Angebot annehmen möchte oder nicht.

Tipp 3: Für die Person da sein, wenn sie sich zum Rauchstopp entschieden hat

Am meisten könnt ihr wahrscheinlich eure Eltern unterstützen, wenn diese sich bereits für den Rauchstopp entschieden haben. Denn ein Rauchstopp kann eine wirklich harte Angelegenheit sein. Zum Beispiel könntet ihr die Person ablenken, wenn das Rauchverlangen gerade besonders groß ist oder mal ein Auge zudrücken, wenn die werdende Nichtraucherin bzw. der werdende Nichtraucher mal schlecht gelaunt ist, vor allem in den ersten Tagen nach dem Rauchstopp. Manchmal hilft es aber auch, die Person einfach ein bisschen in Ruhe zu lassen. Verlasst euch da auf euer Gefühl und lasst euch von Profis beraten. Auch hierfür bietet sich die BZgA-Telefonberatung an. 

Tipp 4: Die Komplexität einer Sucht bedenken

Eine Sucht ist eine wirklich schwierige Sache und deswegen gibt es professionelle Beratungs- und Informationsangebote. Für Personen, die nicht nach Rauchen und Nikotin süchtig sind, ist es deswegen manchmal schwierig ein gutes und zielführendes Gespräch mit einer süchtigen Person zu führen. Hier einige Grundideen die man in ein solches Gespräch mitnehmen könnte:

Realistische Ziele setzen

Nicht zu hohe Ziele setzen und wenn es zu schwierig wird, das Gespräch beenden. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Eltern, die seit vielen Jahren rauchen, nach einem Gespräch mit euch einfach so damit aufhören – auch wenn eure Argumente noch so gut sind. Wenn sie euch zuhören und ihr merkt, sie machen sich Gedanken darüber, habt ihr bereits ein wichtiges Ziel erreicht. Wenn ihr merkt, dass sie für eure Argumente nicht offen sind, kann es auch mal sinnvoll sein das Gespräch zu beenden.

Einen günstigen Moment wählen

Den perfekten Moment um eine süchtige Person auf ihre Sucht anzusprechen gibt es wahrscheinlich gar nicht. Es gibt aber günstigere und ungünstigere Momente: Ein günstigerer Moment ist der, wenn das Elternteil gerade nicht gestresst ist. Ein ungünstigerer Moment ist der, wenn es gerade dabei ist, sich eine Zigarette anzuzünden. Dann hat man zwar einen guten Anlass, weil das Thema, das man ansteuert, in Form der Zigarette für beide sichtbar ist. In den Sekunden vor dem Rauchen und auch in den erst den Sekunden, während die Zigarette glimmt, ist das Rauchverlangen allerdings meist ziemlich hoch.

Ich statt du

Wenn jemand auf das eigene ungesunde Verhalten angesprochen wird, kann es gut sein, dass er oder sie erst einmal abblockt und so etwas sagt wie: „Das ist doch meine Sache“ oder „Das weiß ich selber.“. Sowas passiert besonders häufig, wenn das Wort „Du“ benutzt wird, zum Beispiel „Du solltest mit dem Rauchen aufhören.“.

Mehr Bereitschaft zuzuhören, schafft man, indem man Sätze mit „Ich“ bildet und von seinen eigenen Gefühlen spricht, wie zum Beispiel in dem Satz „Ich mache mir Sorgen, weil …“. Behaltet aber immer im Hinterkopf, dass die Entscheidung zum Rauchstopp schlussendlich nicht eure ist und dass es sich nicht lohnt, über das Thema zu streiten.  

Fazit: Der Umgang mit einer rauchenden Person hat so seine Tücken. Das gilt auch für die Mutter oder den Vater. Ein Elternteil vom Rauchstopp zu überzeugen zu wollen ist nur ein guter Weg, wenn ihr das Gefühl habt, dass dieses auch offen für eure Argumente ist. Riskiert keinen Streit oder Ärger oder versucht das Elternteil zum Rauchstopp zu zwingen. Am Ende muss sich die Person zum Rauchstopp entscheiden. Ihr müsst zuerst auf eure eigene Gesundheit achten!

Viel Erfolg bei euren Gesprächen wünscht euch das rauchfrei-Team.

Autoren und Quellangaben
  • Orth, B. & Merkel, C. (2020): Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2019. Rauchen, Alkoholkonsum und Konsum illegaler Drogen: aktuelle Verbreitung und Trends. BZgA-Forschungsbericht. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
    doi: 10.17623/BZGA:225-DAS19-CAN-DE-1.0

  • Seitz, N.-N., John, L., Atzendorf, J., Rauschert, C. & Kraus, L. (2019): Kurzbericht Epidemiologischer Suchtsurvey 2018. Tabellenband: Tabakkonsum und Hinweise auf Konsumabhängigkeit nach Geschlecht und Alter im Jahr 2018. München: IFT Institut für Therapieforschung

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