Kinderarbeit auf Tabakplantagen – drei Fragen an Sonja von Eichborn (Unfairtobacco)

Am 12. Juni ist der ‚Welttag gegen Kinderarbeit’. Auch auf Tabakplantagen arbeiten Minderjährige. Unfairtobacco – also unfairer Tabak – zeigt, wie die Tabakindustrie Menschen auf der ganzen Welt schadet und die Umwelt zerstört.

Welche Ziele verfolgt das Projekt „Unfairtobacco“?

Unfairtobacco – also unfairer Tabak – zeigt, wie die Tabakindustrie Menschen auf der ganzen Welt schadet und die Umwelt zerstört. Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche wissen, wie unfair das Geschäft mit dem Tabak ist. Sie sollen wissen, wo und unter welchen Bedingungen Tabak angebaut wird und welche Folgen das hat: Armut und Hunger führen zu Kinderarbeit auf Tabakfeldern, für die Tabaktrocknung werden Bäume gefällt und Tabakunternehmen streichen auf Kosten von Mensch und Umwelt hohe Profite ein.

Unfairtobacco ist ein Projekt der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Umwelt und Entwicklung (Blue 21 e.V.) und wurde als “Kampagne Rauchzeichen!” im Jahr 2004 gegründet.

Am 12. Juni ist der ‚Welttag gegen Kinderarbeit’. Auch auf Tabakplantagen arbeiten Minderjährige. Welche Länder betrifft das in erster Linie und was bedeutet es für Kinder, wenn sie schon im jungen Alter im Tabakanbau arbeiten?

Der meiste Tabak wird in Ländern des Globalen Südens, zum Beispiel in Brasilien, Indien oder Simbabwe, angebaut und häufig sind es Farmen mit kleinen Flächen. Der Anbau ist sehr viel Handarbeit, aber die Preise für Tabak sind sehr niedrig, denn Tabakunternehmen haben große wirtschaftliche Macht. Deshalb können Farmerinnen und Farmer mit dem Tabak kaum ihren Lebensunterhalt verdienen und haben kein Geld, um Arbeiterinnen und Arbeiter zu bezahlen. Und so müssen ihre Kinder unbezahlt auf den Feldern mitarbeiten, zum Beispiel in Malawi, Bangladesch oder Brasilien, aber auch in knapp 20 anderen Ländern.

Wie sieht die Arbeit auf den Feldern aus?

Die Arbeit auf den Feldern ist hart: Unkraut jäten, die Pflanzen gießen, giftige Chemikalien spritzen, Blüten abschneiden und schließlich die grünen Blätter ernten. Später bei der Trocknung der Blätter müssen die Öfen rund um die Uhr mit Holz befeuert werden. Danach werden die getrockneten Blätter von Hand sortiert und gebündelt. Die Arbeitszeiten sind sehr lang, es gibt fast keine Freizeit und Lernen in der Schule ist unter diesen Bedingungen schwierig.

In Malawi fangen Kinder schon mit fünf Jahren an, Tabak zu bündeln. In Bangladesch gehen Kinder von Tabakfarmerinnen und Tabakfarmern kaum zur Schule, wenn der Tabak geerntet wird. In Brasilien vergiften sich Kinder an Pestiziden gegen Tabak-Schädlinge. Allen gemeinsam ist die Nikotinvergiftung, die man sich bei der Arbeit mit dem Tabak zuziehen kann. Das Nikotin geht aus den Blättern durch die Haut in den Körper. Wer die Grüne Tabakkrankheit bekommt, hat Schwindel, Übelkeit und Herzrasen.

All das bedeutet, dass die Kinder wenig Chancen haben, aus dem Kreislauf des Tabakanbaus auszubrechen. Ohne Bildung ist es schwierig, einen anderen Beruf als den der Eltern zu ergreifen.

Aber es gibt auch Widerstand gegen diese Zustände. Mehr als 2.000 Tabakfarmerinnen und Tabakfarmer aus Malawi, darunter auch Kinder und Jugendliche, haben gegen zwei Zigarettenunternehmen in Großbritannien geklagt. Sie wollen von den Firmen eine Entschädigung bekommen - wegen der Ausbeutung auf den Feldern. Das Oberste Gericht in London ist nun in der Pflicht, den Tabakarbeiterinnen und -arbeitern aus Malawi zu ihrem Recht zu verhelfen.

Was kann man gegen Kinderarbeit unternehmen?

Nichtrauchen ist ein sehr guter, individueller Beitrag gegen Kinderarbeit.

Wir und andere Organisationen informieren öffentlich über Kinderarbeit, insbesondere gefährliche ausbeuterische Kinderarbeit. Das beeinflusst Kaufentscheidungen, zum Beispiel bei Kakao, Bananen, Kleidung oder Mobiltelefonen.

Wir informieren auch Politikerinnen und Politiker darüber und das kann Gesetze beeinflussen, an die sich Unternehmen halten müssen. Zum Beispiel haben wir uns für das Lieferkettengesetz stark gemacht. Durch dieses Gesetz sind seit diesem Jahr Unternehmen dazu verpflichtet, ausbeuterische Kinderarbeit in ihren Lieferketten zu verhindern. Um das zu erreichen, haben wir auch an den UN- Kinderrechtsausschuss (UN = „United Nations“, Vereinte Nationen) geschrieben.

 

Wir danken sehr herzlich für das Gespräch, Frau von Eichborn.

Weitere Informationen über das Projekt Unfairtobacco findet ihr auf www.unfairtobacco.org.

Zurück zur Übersicht