Prädikat „empfehlenswert“: rauchfreie Filme
Rauchen im Western: ein altes Klischee von Freiheit und Männlichkeit
Bestimmt habt ihr solche Filmszenen auch schon häufiger gesehen. Es gibt diese oder ähnliche Szenen in Westernfilmen so häufig, dass sie schon zum Klischee geworden sind: ein Klischee von Männlichkeit und Freiheit, das oft auch schon als Werbemotiv aufgetaucht ist. Frauen kamen in Western meist nur am Rande vor, noch seltener in einer Rolle als Heldin. Geraucht haben sie in Westernfilmen so gut wie nie, das war den Männern vorbehalten.
In anderen Filmgattungen greifen Frauen dagegen öfter zur Zigarette, zum Beispiel, wenn sie als besonders „selbstbewusst“ oder „verwegen“ dargestellt werden sollen. Hin und wieder sind es auch Jugendliche, die in Filmen und Serien zur Zigarette greifen, vor allem wenn sie als „rebellisch“ rüber kommen sollen.
Die Zigarette: Requisite und Stilmittel
Es gibt noch viel mehr solcher Beispiele für den Einsatz von Zigaretten in Filmen. Glimmstängel sind oft zugleich Requisite und Stilmittel. Die Zigarette in der Hand oder im Mundwinkel soll bestimmte Eigenschaften der Figuren im Film betonen, zum Beispiel (wie schon erwähnt), dass jemand besonders „männlich“, „verwegen“ oder „rebellisch“ ist.
Rauchen in Filmen – wo ist das Problem?
Weil es so viele Filme gibt, in denen geraucht wird, haben wir alle schon unzählige solcher Rauch-Szenen gesehen.
Wo ist das Problem, werden jetzt viele denken. Wenn in Serien und Filmen geraucht wird, heißt das ja nicht automatisch, dass die Person vor dem Bildschirm oder der Leinwand ebenfalls zur Zigarette greift.
Das stimmt auf der einen Seite: Nicht jeder Mensch, der Filme sieht, in denen geraucht wird, fängt selber an zu rauchen. Allerdings wurde in verschiedenen wissenschaftlichen Studien herausgefunden, dass Jugendliche, die in ihrem bisherigen Leben viele Filme mit Rauchszenen gesehen haben, eher selber auch mit dem Rauchen beginnen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die diese Studien durchgeführt haben, haben dafür viele Jugendliche zu ihrem Rauchverhalten und zu ihrem Medienkonsum befragt. Dabei zeigte sich, dass jene, die in ihrem Leben schon viele Rauchszenen in Filmen und Serien mitbekommen haben, häufiger auch selber schon geraucht hatten.
Rauchen oder nicht? Das hängt von vielen Faktoren ab
Soweit das statistische Ergebnis der wissenschaftlichen Untersuchungen. Ob jemand als Jugendliche oder Jugendlicher anfängt zu rauchen oder nicht, hängt aber natürlich nicht nur davon ab, welche Serien und Filme er oder sie geschaut hat, sondern von ganz vielen unterschiedlichen Faktoren. Zum Beispiel: Rauchen meine Freunde und Freundinnen? Gibt es rauchende Vorbilder in meinem Leben, zum Beispiel in der Familie? Weiß ich gut Bescheid über die Risiken von Tabakkonsum? Werden mir Zigaretten angeboten? Wie gut kann ich „Nein“ sagen? Und so weiter. „Rauchen in Filmen“ ist einer dieser vielen Faktoren.
Jugendliche bleiben von Tabakwerbung im Kino verschont
Manche Sucht-Expertinnen und -Experten fordern, bei der Altersfreigabe von Filmen zu berücksichtigen, ob in dem jeweiligen Film geraucht wird oder nicht.
Immerhin hat es vor Kurzem einen Fortschritt in einem ähnlichen Bereich gegeben. Denn seit Beginn dieses Jahres bleiben Jugendliche von Tabakwerbung verschont, wenn sie ins Kino gehen. Seit dem 1. Januar darf Tabakwerbung im Kino nicht mehr gezeigt werden, wenn der Film danach für Kinder und/oder Jugendliche nicht freigegeben ist. Damit soll sichergestellt werden, dass keine ‚Unter 18-Jährigen‘ Zigarettenwerbung im Kino sehen.
Lucky Luke raucht schon lange nicht mehr
Dabei gibt es auch einige Filme und Serien, die ganz ohne Zigarette auskommen. Viele davon findet ihr auf der Seite Rauchfreie Filme, die vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT Nord) betreut wird. Dort erfährt man unter anderem auch, welche aktuellen Kinofilme rauchfrei sind.
Kehren wir noch einmal zurück an die Szene im Western-Saloon. Die könnte auch aus einem Lucky-Luke-Comic stammen, die inzwischen ja auch verfilmt wurden. Allerdings hat der Cowboy im gelben Hemd, der schneller schießt als sein Schatten, schon im Jahr 1983 aufgehört zu rauchen. Statt der Zigarette sieht man jetzt meist einen Grashalm in seinem Mundwinkel. Sieht genauso cool aus, ist aber natürlich deutlich gesünder!
Fachautor:
Peter Spahlinger
Redaktion:
Martin Reemts
Quellen:
- Hanewinkel R, Morgenstern M. Rauchen in Filmen. Ein großes Problem und eine mögliche Lösung. Kinder- und Jugendschutz in Wissenschaft und Praxis 2019; 4: 147–51
- Hanewinkel R, Morgenstern M. Der Einfluss von Werbung, Filmen und Internet auf das Rauchverhalten und den Konsum von E-Zigaretten bei Kindern und Jugendlichen. Atemwegs- und Lungenkrankheiten 2019; 45: 277–85