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Rauchen? Lieber Länger Musik machen
Ihrer Begründung für das Nichtrauchen, dass sie lieber 20 Jahre länger Musik machen wollen, können und wollen wir natürlich nicht widersprechen. Schließlich verkürzt Rauchen tatsächlich das Leben, wie viele der Studien zeigen, über die wir an dieser Stelle regelmäßig berichten.
Zu Beginn ihrer Karriere vor vielen Jahren hat einer der beiden Musiker jedoch tatsächlich noch geraucht, außerdem war der Bandname zu der Zeit noch frei. Und so entschied man sich, als „Kettenraucher“ an den Start zu gehen. Und weil die beiden unter diesem Namen inzwischen so bekannt und erfolgreich sind, sind sie einfach dabei geblieben.
Kettenrauchen ist eindeutig: OUT
Interessant: So populär und angesagt die Band ist, so altmodisch wirkt der Begriff „Kettenraucher“ bzw. „Kettenraucherin“. Gemeint ist eine Person, die eine Zigarette nach der anderen raucht – wie bei einer Kette, in der ein Glied ins andere greift.
Es gibt tatsächlich Menschen, die sich die nächste Zigarette schon anmachen, obwohl die andere noch glüht. Manche zünden sich die neue Zigarette sogar direkt mit der alten, noch brennenden Zigarette an. Ihr habt das vielleicht mal in älteren Filmen gesehen, eventuell auch schon mal im echten Leben. Aber dass sich jemand eine Zigarette nach der nächsten anzündet, kommt zum Glück immer seltener vor. Früher, als noch in Büros geraucht werden durfte oder in so gut wie jeder Bar oder jedem Restaurant, wurde mehr Kette geraucht. Selbst Leute, die viel rauchen, machen heutzutage meist Pausen zwischen den Zigaretten. Bei starken Raucherinnen und Rauchern kann diese „Pause dazwischen“ jedoch mitunter recht kurz ausfallen. Aber was heißt überhaupt „starkes Rauchen“?
Starkes Rauchen macht schwach
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat „20 Zigaretten und mehr pro Tag “ als Kriterium für „starkes Rauchen“ festgelegt, also etwas mehr als in einer Schachtel sind. Ganz schön viel, oder?
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die auch verantwortlich für diese Website ist, macht regelmäßig Untersuchungen dazu, wie viele Jugendliche im Alter zwischen zwölf und siebzehn Jahren in Deutschland rauchen und interessiert sich auch dafür, ob es darunter viele gibt, die besonders oft in die Zigarettenschachtel greifen. Die BZgA orientiert sich dabei ebenfalls an dem Kriterium der WHO „20 Zigaretten pro Tag oder mehr“ und kommt auf einen Prozentanteil von 0,1 Prozent aller Jugendlichen. Damit gilt jeder 1000. Jugendliche in Deutschland als starker Raucher bzw. starke Raucherin.
Das hört sich erst einmal nicht so viel an. Auf der anderen Seite: 20 Zigaretten und mehr sind richtig viel (!). Vor allem wenn man bedenkt, dass bei einem jungen Menschen in diesem Alter die Lunge noch im Wachstum und das Risiko, eine Abhängigkeit zu entwickeln, besonders hoch ist. Bei 20 und mehr Zigaretten kann man davon ausgehen, dass die allermeisten von ihnen eine sehr hohe Abhängigkeit vom Rauchen haben.
Bei jüngeren Leuten kann man schon bei weniger Zigaretten von starkem Rauchen sprechen. Deshalb hat die BZgA bei ihrer Befragung zusätzlich auch berechnet, wie viele Jugendliche „zehn oder mehr (aber weniger als 20) Zigaretten am Tag“ rauchen. Die Antwort: ein knappes Prozent (0,9 Prozent).
Etwa jede/r hunderte Jugendliche in Deutschland raucht demzufolge also stark und schädigt dadurch seine bzw. ihre Gesundheit massiv. Mit jeder Zigarette nimmt außerdem die Abhängigkeit zu.
„Starkes“ Rauchen ist also überhaupt nicht stark, sondern – ganz im Gegenteil – macht Körper und Psyche schwach.
Auch seltenes Rauchen ist schädlich
Der Umkehrschluss „Wenig bzw. selten rauchen schadet nur wenig“ ist allerdings falsch! Bereits gelegentliches Rauchen kann den Körper schädigen, wie ihr hier nachlesen könnt. Schneller als man denkt, wird aus dem „Ab und zu auf einer Party rauchen“ außerdem eine Gewohnheit und dann eine Abhängigkeit. Das merkt die Person, die sich von Zigarette zu Zigarette immer mehr an die Nikotin-Zufuhr gewöhnt, selbst meist gar nicht. Und irgendwann ist es für sie ganz „normal“, pro Tag so viel zu rauchen, wie sie früher pro Woche geraucht hat.
Statt Kette lieber ohne Zigarette
Unser Tipp: Lieber möglichst bald mit dem Rauchen aufhören oder gar nicht erst anfangen. Ganz nach dem Motto: „Statt Kette lieber ohne Zigarette“. Oder wie es die Chainsmokers gesagt haben: lieber länger Musik machen als rauchen.
tz München (2016). The Chainsmokers im Interview. abgerufen am 18. März unter https://www.tz.de/muenchen/nightlife/chainsmokers-neuraum-grosse-namen-freitag-6153866.html
Orth, B. & Merkel, C. (2020). Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2019. Rauchen, Alkoholkonsum und Konsum illegaler Drogen: aktuelle Verbreitung und Trends. BZgA-Forschungsbericht. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. doi: 10.17623/BZGA:225-DAS19-DE-1.0