Raucherinnen und Raucher häufiger seelisch krank
Tabakwerbung zeigt meist nur fröhliche Menschen. Raucherinnen und Raucher werden als besonders cool oder selbstbewusst dargestellt. Doch die Wirklichkeit sieht oft anders aus. Denn Raucherinnen und Raucher sind häufiger depressiv, haben mehr Angststörungen und entwickeln eher eine Psychose als nichtrauchende Menschen.
„Bei starken Rauchern ist das Vorhandensein einer psychischen Krankheit sehr wahrscheinlich“, erklärt Christoph Kröger, Leiter des Instituts für Therapieforschung in München. Tatsächlich zeigt eine Studie des University College London: Je höher die psychische Belastung war, desto mehr Zigaretten rauchten die Teilnehmenden der Studie.
Krank durch Rauchen oder Rauchen aufgrund von Krankheit?
Es stellt sich daher die Frage: Macht Rauchen psychisch krank oder greifen Menschen, die unter seelischen Problemen leiden, häufiger zu Zigaretten? Bisherige Ergebnisse zeigen: Beides ist möglich. Zum einen scheinen die giftigen Inhaltsstoffe von Zigaretten die Psyche anzugreifen. Jugendliche, die rauchen, sind beispielsweise eher anfällig für eine Depression. In der Studie aus London hat sich gezeigt, dass auch passives Rauchen Stress erzeugt und mit psychischen Erkrankungen in Zusammenhang steht.
Zum anderen könnte Nikotin dazu benutzt werden, sich besser zu fühlen. Denn Nikotin wirkt sowohl entspannend als auch anregend. Rauchen wird dann dazu benutzt, Krankheitssymptome zu lindern. „Depressive rauchen, um weniger depressiv zu sein, Angstpatienten, um ihre Angst zu reduzieren“, sagt Kröger.
Wer unangenehme Gefühle mit Zigaretten „behandelt“ kommt allerdings schnell in eine Abhängigkeitsspirale. Reichen am Anfang wenige Zigaretten aus, um sich zu entspannen, wird der Effekt später nur noch durch eine höhere Dosis erreicht. Denn der Körper gewöhnt sich an eine gewisse Anzahl an Zigaretten und braucht bald mehr, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Rauchausstieg hilft
Dieser Teufelskreis kann nur unterbrochen werden, indem man mit dem Rauchen aufhört. Ein Forschungsteam der Universität Birmingham hat herausgefunden, dass sich die Psyche nach dem Rauchausstieg erholt und sich eine positivere Grundstimmung einstellt. Diese Verbesserung war genauso stark ausgeprägt, wie bei Patientinnen und Patienten, die mit Antidepressiva (Medikamente, die die Symptome einer Depression bekämpfen /mildern) oder angstmindernden Medikamenten behandelt wurden.
Wer an psychischen Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen leidet und mit dem Rauchen aufhören will, sollte dies am besten mit einem Arzt oder einem Therapeuten besprechen. Denn Krankheitserscheinungen könnten im Verlauf der Entwöhnung verstärkt auftreten und Medikamente anders auf den Körper reagieren.
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Richter, Inga (2015): Die Seele raucht mit. Pharmazeutische Gesundheit. Ausgabe 30/2015. Online verfügbar unter: http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=58957
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Hamer, M., Stamatakis, E. & Batty, D. (2010): Objectively Assessed Secondhand Smoke Exposure and Mental Health in AdultsCross-sectional and Prospective Evidence From the Scottish Health Survey. JAMA Psychiatry, 67(8), 850-855. Online verfügbar unter: http://archpsyc.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=210848
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Taylor, G., McNeill, A., Girling, A., Farley, A., Lindson-Hawley, N. & Aveyard, P. (2014): Change in mental health after smoking cessation: systematic review and meta-analysis. BMJ, 348: g1151. Online verfügbar unter: http://www.bmj.com/content/348/bmj.g1151
Erstmals veröffentlicht: 11.11.2015; aktualisiert: 29.05.2020
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