Süchtig nach Smartphone oder Zigaretten?

Stell dir vor, du verlässt gerade das Haus und merkst in diesem Moment, dass du dein Handy vergessen hast. Was tust du? „Natürlich zurückgehen und es holen“, werden vermutlich die meisten von euch antworten. Was aber, wenn du das vergessene Handy erst bemerkst, wenn du schon etwas weiter von zu Hause entfernt bist? Würdest du dann extra zurückgehen, weil du deinen Tag nicht ohne das Gerät verbringen willst? Oder nicht kannst?


Für manche: kein Weg zu weit für das Handy

Sind alle, die den weiten Weg auf sich nehmen, um ihr Handy zu holen, automatisch „süchtig“ danach? Und ist es ein Anzeichen von Sucht, wenn man ständig mit gesenktem Blick durch die Gegend läuft, weil er oder sie währenddessen auf das Handy starrt?

Anderes Beispiel: Eine Frau klopft an die Tür eines Kiosks, der bereits seit zehn Minuten geschlossen hat. Sie will schnell noch eine Schachtel Zigaretten kaufen. Der Verkäufer schüttelt bedauernd den Kopf, er muss sich an die Ladenöffnungszeiten halten und darf ihr nicht aufmachen. Der Frau ist der Ärger anzusehen: Wo soll sie um diese Zeit noch Zigaretten herbekommen? Auch bei diesem Beispiel kann einem schnell der Gedanke kommen, dass das Verhalten der Frau etwas mit Abhängigkeit zu tun hat. Schließlich hat sie sich spät abends noch auf den Weg gemacht, um Zigaretten zu kaufen und wirkt fast verzweifelt, als sie sie nicht bekommt.

Wann spricht man also von einer Sucht?
 

Sucht ist mehr als Kontrollverlust

Auch das kennt ihr vielleicht: Ihr nehmt euch vor, an einem Abend nur für eine Stunde an der Konsole zu spielen, weil ihr noch für eine Prüfung lernen müsst – und dann sind es doch zwei oder drei Stunden die man zockt. Wenn das immer wieder passiert und es einem nicht gelingt, zu einem bestimmten Zeitpunkt aufzuhören oder auch mal ganz zu verzichten, sprechen Fachleute von „Kontrollverlust“ – ein typisches Anzeichen einer Abhängigkeit. Beim Rauchen (und natürlich auch bei Alkohol und anderen Suchtmitteln) lässt sich solch ein Kontrollverlust ebenfalls häufig beobachten.

So problematisch der Kontrollverlust für die betroffene Person meist ist (zum Beispiel, weil sie dadurch zu wenig oder gar nicht für Prüfungen lernt): Um von einer Sucht zu sprechen, müssen noch zusätzliche Kriterien erfüllt sein:

  • Steigerung der Dosis: Wenn mit der Zeit immer mehr gespielt oder aus „einer Zigarette ab und zu“ ein regelmäßiges Rauchen wird.
  • Entzugserscheinungen: Wenn jemand nervös oder unruhig wird, wenn er oder sie nicht rauchen (oder nicht zocken) kann.
  • Starkes Verlangen danach, am Handy oder PC zu spielen oder sich eben eine Zigarette anzumachen.
  • Manchmal auch: Vernachlässigung von Freundschaften, Hobbys oder Schule (zum Beispiel wenn jemand immer zockt und sich nicht mehr um Freundschaften kümmert oder die Schule schleifen lässt).

Die Beispiele beziehen sich jeweils auf Rauchen oder Spielen bzw. Smartphone-Nutzung, die genannten Anzeichen sind jedoch auch auf andere Suchtmittel bzw. „Abhängigkeiten“ übertragbar.


Vorsicht vor Diagnosen

Was machst du, wenn du dich schlapp fühlst und wissen willst, ob eine Erkältung oder etwas anderes der Grund dafür ist? Du gehst zur Ärztin oder zum Arzt. Sie oder er untersucht dich und stellt dann eine Diagnose. Bis dahin ist es nur eine Vermutung von dir, woran du erkrankt sein könntest. Genauso ist es bei der Diagnose „Sucht“ oder „Abhängigkeit“. Auch hier gibt es mögliche Anzeichen dafür, dass eine andere Person oder man selbst süchtig sein könnte. Richtig beurteilen kann das jedoch nur eine Fachfrau oder ein Fachmann. Auch Tests können für einen ersten Hinweis weiterhelfen weiter.


Einer möglichen Sucht auf die Spur kommen

Wer wissen möchte, ob er oder sie ein Suchtverhalten entwickelt (hat), kann darüber zum Beispiel mit einer Beraterin oder einem Berater aus einer Suchtberatungsstelle sprechen. Es gibt telefonische und persönliche Beratungsangebote, am Ende des Beitrags stellen wir euch ein paar davon vor.

Um dem eigenen Suchtverhalten auf die Spur zu kommen, wurden außerdem Tests entwickelt, mit denen sich herausfinden lässt, ob man vermutlich süchtig ist oder nicht. Wir schreiben absichtlich „vermutlich“, weil sich aus diesen Tests nicht mit 100-prozentiger Genauigkeit schließen lässt, ob jemand süchtig ist oder nicht. Aber das Testergebnis kann als Tendenz gesehen werden, über die man sich Gedanken machen sollte.


Selbsttests:

Für erwachsene Raucherinnen und Raucher ist beispielsweise der sogenannte Fagerström-Test entwickelt worden, der anzeigt, wie stark die Abhängigkeit vom Rauchen ist.

Passend für junge Menschen ist der folgende Test: Wie frei bist du?

Auf der Seite „Ins Netz gehen“ gibt es einen Selbsttest zur Videospielsucht und exzessiver Internetnutzung.


Beratungs- und Hilfsangebote

Beratungs- und Hilfsangebote zum Thema Internetnutzung findet ihr hier.

Unter 0 800 8 31 31 31 * beantworten erfahrene Beraterinnen und Berater Fragen zum Thema Rauchen, jeweils montags bis donnerstags von 10 bis 22 Uhr und freitags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr * kostenfreie Servicenummer

Wenn es um andere Substanzen oder ganz allgemein um Sucht geht, bist du hier richtig: Das BZgA - Infotelefon zur Suchtvorbeugung (02 21) 89 20 31 (Preis entsprechend der Preisliste ihres Telefonanbieters für Gespräche in das deutsche Festnetz); Beratungszeiten: Montag bis Donnerstag: von 10 bis 22 Uhr und Freitag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhr

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