Wie die Zigarettenindustrie ein Eigentor schoss
Gesundheitswarnungen sind schlecht für das Geschäft mit Zigaretten
„Warum auch, schließlich verdient sie ja daran, dass möglichst viele Menschen zur Zigarette greifen“, werden jetzt sicherlich viele von euch denken – und damit durchaus Recht haben. Denn Aussagen zur Gesundheitsschädlichkeit des Rauchens sind eher schlecht fürs Geschäft mit Tabak. Allerdings bestritt die Tabakindustrie den Zusammenhang zwischen Rauchen und Krebs auch noch zu einem Zeitpunkt, als wissenschaftliche Studien schon eindeutig gezeigt hatten, dass Zigarettenkonsum genau diese Wirkung hat: Das Risiko für eine Krebserkrankung nimmt deutlich zu. Außerdem führt Rauchen zu einer Verengung und Verstopfung der Blutgefäße. Dadurch kann es eher zu einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall kommen.
Bundesverfassungsgericht: Rauchen verursacht Krebs
Vor 24 Jahren klagten fünf Zigarettenhersteller dagegen, dass auf den Zigarettenverpackungen unter anderem der Warnhinweis „Rauchen verursacht Krebs“ stehen musste. Damals gab es übrigens noch nicht die großflächigen Bilder auf den Zigarettenschachteln, wie sie heute europaweit vorgeschrieben sind. Der Warnhinweis war damals kleiner und bestand ausschließlich aus Text. „Der Gesundheitsminister warnt“ war dort zu lesen, gefolgt von einem Hinweis auf eine der vielen Gesundheitsgefährdungen durch das Rauchen. Die Zigarettenhersteller klagten vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die Verordnung, die diese Warnhinweise vorschrieb. Sie erreichten allerdings das Gegenteil. Das Bundesverfassungsgericht schmetterte die Klage nämlich ab und stellte „höchstgerichtlich“ fest, dass Rauchen Krebs verursacht und zu tödlichen Krankheiten führt. Deshalb sei es legitim, dass der Staat vor genau diesen Gefahren auch warne, so das Bundesverfassungsgericht in der Begründung ihres Urteils am 22. Januar 1997.
Die Richter gingen in der Begründung ihres Urteils noch weiter: Sie betonten, dass die Warnung sogar „erforderlich“ sei und verwiesen außerdem darauf, dass in der sogenannten „Gefahrstoffverordnung“ vorgeschrieben sei, dass krebserregende Stoffe eigentlich mit einem Totenkopf mit gekreuzten Beinen zu kennzeichnen seien. Heute, 24 Jahre später, wissen wir, dass es soweit nicht gekommen ist. Die Idee eines Totenkopfs mit gekreuzten Beinen als Symbol auf Zigarettenschachteln hat sich nicht durchgesetzt. Aber dass jetzt auf jeder Tabakverpackung ein Warnhinweis bestehend aus einem großen Bild und Text zu sehen sein würde, hätte man sich damals, im Jahre 1997 vermutlich nicht vorstellen können.
Früher wurde mehr (mit-) geraucht
Mit der offiziellen Erklärung, dass Rauchen sowohl Krebs als auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht, haben sich die fünf klagenden Zigarettenhersteller ein klares Eigentor geschossen. Dass sie sich damals überhaupt Chancen auf einen Gewinn vor Gericht ausgerechnet hatten, kann man heute gar nicht mehr so richtig nachvollziehen. Geht man in der Zeit noch weiter zurück, stößt man auf vieles mehr, was inzwischen (fast) undenkbar erscheint. In den 1970er und 1980er Jahren wurde zum Beispiel noch an Orten geraucht, von denen die Zigarette inzwischen längst verbannt wurde: Im Zug, im Flugzeug oder auch bei Talkshows im Fernsehen. Dadurch waren früher auch viel mehr Menschen den Gefahren des Passivrauchens ausgesetzt. Mehr Infos zu Passivrauchen findet ihr hier: Passivrauchen.
Es gibt mehrere Gründe dafür, dass inzwischen – glücklicherweise – weniger (mit-) geraucht wird
Einer davon: Es wissen mehr Menschen darüber Bescheid, wie gesundheitsschädlich das Rauchen ist. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die unter anderem für die rauchfrei-Kampagne und damit diese Website verantwortlich ist, klärt beispielsweise seit vielen Jahren über die Gefahren des Zigarettenkonsums auf. Auch Krankenkassen und engagierte Ärztinnen und Ärzte tragen dazu bei, dass das Wissen über die gesundheitlichen Risiken des Rauchens heute so stark verbreitet ist.
Ein zweiter Grund: Damals gab es auch viele Gesetze zum Schutz von Nichtraucherinnen und Nichtrauchern noch nicht (wie zum Beispiel Rauchverbote in öffentlichen Gebäuden wie Schulen). In den vergangenen Jahren hat sich immer mehr das Wissen durchgesetzt, wie schädlich Rauchen ist. Doch es gibt auch immer noch viel zu tun, denn immer noch rauchen viele Erwachsene in Deutschland, auch wenn der Anteil in der Bevölkerung seit einigen Jahren langsam zurückgeht. Und auch bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist noch „Luft nach oben“, trotz insgesamt niedriger Raucherzahlen unter den Jüngeren. Die Richtung stimmt allerdings: Es gibt einen klaren Trend zum Nichtrauchen – und dabei sind wir gerne behilflich, zum Beispiel unter Werde rauchfrei.